Ochse Konrad und ich – Eine Liebesgeschichte über viele Jahre

Der vielleicht älteste Ochse Österreichs heißt Konrad, ist im Juli 2007 geboren, wiegt 1,2 Tonnen und ist mein Haustier. 2008 haben wir uns während eines Almsommers kennen und lieben gelernt.

Mein Leben als Sennerin

Alles begann während eines Almsommers in Kärnten. 2 junge Frauen, 5 Hühner, ein Hahn und 108 Rinder begaben sich im Juni 2008 gemeinsam auf eine abgelegene Alm irgendwo zwischen Drau- und Gailtal. Die 2 jungen Frauen waren die Landwirtschaftsstudentin Christl und ich. Wir zwei hatten beschlossen, einen Sommer als Sennerinnen und Almhalterinnen zu arbeiten und landeten eben in dieser Konstellation auf der Gasseralm – ohne Strom und ohne jeglichen Luxus, wie z. B. einer Dusche.

Unsere Aufgaben waren, die Rinder zu betreuen, also täglich von der Hütte aus in die Alm zu gehen, mit Masch (Getreideschrot) die Tiere zahm zu halten und gleichzeitig sicherzustellen, dass es ihnen gut geht. 3 Kühe hatten wir zu melken und die Milch zu Käse und Butter weiter zu verarbeiten. Außerdem verköstigten wir die Wanderer, Förster und Jäger mit Brettljausn und Kaiserschmarrn.

Lana sitzt auf der Almwiese und ist von Rindern umringt. Sie küsst Ochse Konrad.

Ochse Konrad

Unter den Rindern befand sich ein einjähriger Ochse, der sich auffallend gerne in unserer Nähe aufhielt. Sehr oft bevorzugte er unsere Gesellschaft gegenüber der seiner Herde.  Es kam vor, dass er mich während der 2 Stunden Almgang begleitete und nicht von meiner Seite wich. Beim Rasten lagen wir oft beieinander und er genoss es, gekrault zu werden. Abends, nach getaner Arbeit machten Christl und ich es uns in unseren Hängematten gemütlich und genossen die Ruhe und die schöne Stimmung auf der Alm. Wer lag bei uns? Natürlich Konrad. Ich schloss dieses Tier so in mein Herz, wie man es bei einem Hund oder einer (netten) Katze kennt.

Und somit war für mich am Ende des Almsommers klar: den Gang zum Schlachthof wird Konrad mit Sicherheit nicht antreten! Dass ich keinen Stall besaß, war kein Hinderungsgrund. Ich machte mich auf die Suche nach einem geeigneten Bauern, der bereit war, gegen Einstellungsgebühren meinem Konrad Kost und Logis zu bieten. Ich fand zunächst nur Übergangslösungen und musste Konrad dreimal übersiedeln bis ich nun schlussendlich den perfekten Platz für ihn gefunden habe: Am Zeltschachberg in Kärnten bei einem liebevoll geführten Biobetrieb.

Ochse Konrad steht auf der Weide und schaut in die Kamera. Lana hält seinen Kopf und lehnt sich zu ihm.

Ochse Konrad wird von Lana mit Brot gefüttert.

Der kleine Ochse Konrad gesellt sich zu Lana, die in einer Hängematte auf der Alm liegt.
Konrad hat sein liebes Gemüt über all die Jahre beibehalten. Er ist ein sanftmütiger Zeitgenosse, steht auf Hühner, liebt es, gebürstet zu werden und ist verrückt nach Äpfeln. Er hat ein schönes Leben und ich bin so dankbar, dass Manfred und seine Familie ihm so ein gutes Zuhause bieten. Es ist ein ganz besonderer Platz bei Menschen, die das Herz am rechten Fleck haben. Und so bin ich überglücklich, dass ich damals 2008 diese Herzensentscheidung getroffen habe. Ich bin davon überzeugt, hätte ich damals auf die vernünftigen Simmen (im Innen sowie im Außen) gehört und Konrad seinem Schicksal überlassen, hätte das Spuren auf meiner Seele hinterlassen. Das Herz weist mir immer den richtigen Weg, auch wenn der Verstand da gar keinen Weg sieht. Es ist wahr: “Man sieht nur mit dem Herzen gut.”

Ein Video zu Konrads 10. Geburtstag

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Ich wünsche euch den Mut, immer öfter eurem unvernünftigen Herzen und der Intuition zu folgen, denn das ist wesentlich im Leben.

Nachtrag

Am 21.03.2024 ging für Konrad sein langes und schönes Ochsenleben zu Ende. Es waren seine Füße, die ihm in den letzten Monaten seines Lebens große Probleme bereiteten. Die Therapien brachten nur kurzfristige Linderung und schlussendlich mussten wir die Entscheidung treffen, ihn zu erlösen. Es war für uns alle kein leichter Abschied, aber dennoch war dieser Tag voller Dankbarkeit und Liebe. Es war ein ruhiges und würdevolles Verabschieden eines ganz besonderen Gefährten.

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